Die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen

Im September 2000 haben die Staats- und Regierungschefs bei ihrer Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) die Millenniumserklärung verabschiedet. Sie versteht sich als eine Vision zur politischen Gestaltung im 21. Jahrhundert. Aus der Erklärung wurden konkrete Vorgaben für die Themenfelder Entwicklung,Handel,Umwelt abgeleitet und auf acht Millenniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals), konzentriert.
Die MDGs sind mittlerweile zum zentralen Referenzrahmen der nationalen und internationalen  Entwicklungspolitik geworden. Auch die Bundesregierung hat ihre Entwicklungspolitik darauf ausgerichtet.

Bei den MDGs handelt es sich um acht Ziele, ergänzt durch 18 Unterziele und 48 Indikatoren vor allem im Bereich von Armutsbekämpfung, Bildung und Gesundheit, die größtenteils bis zum Jahr 2015 verwirklicht werden sollen. Ziel Nummer 1 ist die Halbierung des Anteils der Menschen, die in »extremer Armut«, d.h. von weniger als einem US-Dollar am Tag, leben müssen. Die Mehrheit von ihnen sind Frauen.

Die fristgerechte Verwirklichung der MDGs wäre ein wichtiger Schritt, um die Lebenssituation eines großen Teils der Weltbevölkerung zu verbessern.
Aus Sicht der entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen (NRO) sind die MDGs jedoch nur Zwischenziele auf dem Weg zur vollständigen Beseitigung der Armut. Selbst wenn sie rechtzeitig realisiert werden, würden weltweit im Jahr 2015 noch immer viele hundert Millionen Menschen in extremer Armut leben. Das politische und gesellschaftliche Leitbild für die NRO lautet daher weiterhin, sich für die völlige Beseitigung der Armut für alle Menschen, die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen einzusetzen.

Die Unterstützung der MDGs und die darin genannte Konzentration auf eine begrenzte Zahl quantitativer Entwicklungsziele verstehen die NRO nicht als Ersatz für einen umfassenderen Entwicklungsansatz, wie er im Konzept einer ökologisch tragfähigen und sozial gerechten Entwicklung (Sustainable Development) formuliert ist.
Kofi Annan hat in seinem Bericht zur Vorbereitung auf den »Millennium5«-Gipfel zu Recht darauf hingewiesen, dass die MDGs nicht die besonderen Bedürfnisse der Entwicklungsländer mit mittlerem Einkommen, das Problem der wachsenden Ungleichheit sowie die umfassenderen Dimensionen menschlicher Entwicklung berücksichtigen.
Die MDGs müssen daher als Teil einer wesentlich breiteren Entwicklungsagenda angesehen werden.
Und dennoch wäre mit der Verwirklichung der MDGs schon viel erreicht.
Millionen Menschen würden vor Hunger und Tod bewahrt, die Gesundheits- und Bildungssituation in vielen Ländern würde verbessert und die Gleichstellung der Geschlechter gefördert.
Die MDGs sind trotz der beschriebenen Einschränkungen ambitioniert und trotz fortgeschrittener Zeit und bisher unzureichender Umsetzung noch immer realisierbar.
Die Verwirklichung ist in erster Linie eine Frage des politischen Willens der Regierungen, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaften in Nord und Süd, verbunden mit der Bereitschaft zu raschem gemeinsamem Handeln.
 

weiter im VENRO-Positionspapier der Aktion "Deine Stimme gegen Armut" (runterladen als .pdf-Datei)