Schöner Schein - Neues von "Dirty Bill"
(zugesandt von www.pondminer.de)
Hallo, liebe Leser,
Stiftungen, vor allem solche, die wohltätige Zwecke verfolgen, erfreuen sich bei
den industriellen Großverdienern ungebrochener Beliebtheit. Kein Wunder,
erfüllen sie doch gleich mehrere Aufgaben: Sie sind Steuersparmodell, in ihnen
können Gelder ‚geparkt’ werden, und sie sind auch noch gut fürs Image.
Der überaus angenehme Nebeneffekt: es kommt meistens auch noch etwas Sinnvolles
dabei heraus.
Kein Wunder also, dass Stiftungen im Allgemeinen ein hohes Ansehen genießen – so
auch die „Bill Gates Stiftung“, die häufig als Referenz für die soziale
Verantwortung herangeführt wird, die speziell die amerikanischen Konzernlenker
empfinden sollen.
Tja, an diesem Bild wird Herr Gates jetzt etwas nachbessern müssen – hat eine
aktuelle Meldung doch für einen nicht zu knappen schwarzen Fleck auf der bis
dato weißen Stiftungsweste gesorgt. Dem Bericht zufolge investiert die „Bill &
Melinda Gates Stiftung“ nämlich weltweit in extrem umweltverseuchende
Industrien. Dabei sollen die selbstgemachten Wohltäter in Ländern wie Nigeria
mehr Geld in bekanntermaßen krebserregende Produktionen stecken, als in
medizinische Hilfe. Das, so wird gemeldet, ginge aus einem Bericht der 'Los
Angeles Times' hervor.
Die Stiftung habe weltweit 218 Millionen Dollar für den Schutz von Kindern gegen
Polio und Masern ausgegeben, im selben Zeitraum aber gut und gerne 423 Millionen
Dollar in Eni, Royal Dutch Shell, Exxon Mobil, Chevron und Total investiert.
Alle genannten Unternehmen seien aber für die Verseuchung der Bevölkerung im
Niger-Delta in Nigeria verantwortlich. In den dortigen Niederlassungen würden
Grenzwerte von Giftstoffen erreicht, die die in Europa und den USA erlaubten
Belastungen weit übersteigen würden.
Zitiert wird weiter, dass es dabei zu merkwürdigen Überschneidungen käme. So
wird das Beispiel eines 14 Monate alten Kindes zitiert, das einerseits eine
Polio- und Masern-Schutzimpfung erhielt, andererseits aber an Atemproblemen
leidet, die von giftigen Schwaden herrühren sollen, die von einer
Ölfeuerungsanlage des italienischen Mineralölgiganten Eni abgegeben werden.
An beidem – der Impfung und dem Ölkonzern – ist die Gates-Stiftung beteiligt.
Ein ortsansässiger Mediziner soll dazu erläutert haben, dass Eni unmittelbar für
die epidemieartige Ausbreitung von Bronchitis bei Erwachsenden und Asthma und
Augenerkrankungen bei Kindern verantwortlich sei. Das Werk gibt rund 250
erwiesenermaßen krankmachende Giftstoffe ab, einige davon sind sogar
krebserregend. Erst auf Druck der Massenbewegung gegen die Umweltzerstörung in
Nigeria gab es einen Beschluss von Nigerias höchstem Gerichtshof, der dem
Unternehmen das Abfackeln von täglich 28,3 Millionen Kubikmeter Gas bis zum März
2007 verbietet.
Ähnlich sieht es in Südafrika aus. Hier, so der Bericht, finanziert die „Gates
Foundation“ mit 20 Millionen Dollar den Einsatz von Vaginalcremes, die Frauen
vor der HIV-Infektion bewahren sollen. Ein Produkt, in das große Hoffnungen
gesetzt wird, denn im Süden des Kontinents sind mittlerweile 57 Prozent der
Frauen zwischen 15 und 49 Jahren mit HIV infiziert.
Gleichzeitig gibt es aber auch hier wieder epidemieartig auftretende
Atemwegserkrankungen, die im Einzugsbereich der Papiermühle des Herstellers
Mondi und einer Öl-Raffinerie, die zu Sapref gehört, auftreten. Im Jahr 2002
belegte eine Studie, dass in einer nahe gelegenen Schule die Hälfte der Kinder
zwischen zwei und fünf Jahren an Asthma leiden. Auslöser sollen Schwefeldioxid
und andere Umweltgifte sein, die zum größten Teil aus von Gates indirekt
finanzierten Unternehmen stammen.
Als drittes Beispiel wird das "Tal des Krebses", der Vorort Isipingo, genannt,
in dem sich Benzol, Dioxin und anderen Karzinogene in einer der weltweit
höchsten Konzentrationen finden lassen.
Im September hielt die Gates-Stiftung Aktien im Wert von 295 Millionen Aktien an
BP, einem der Eigner des verantwortlichen Unternehmens Sapref. Seit 2005 hält
Gates 35 Millionen an „Royal Dutch Shell“, ebenfalls ein Sapref-Besitzer.
Weitere 39 Millionen Dollar habe die Stiftung in „Anglo American“ investiert,
der die Mondi-Papierfabrik gehört.
Seit 2002, dem Jahr, seit dem die Stiftung mindestens in diese Unternehmen
investiert, ist der Wert der BP-Aktien um 83 Prozent, der von „Royal Dutch
Shell“ um 77 Prozent und der „Anglo American“ um 255 Prozent hochgeschnellt.
Munter sprudelnde Dividenden brachten der Stiftung weitere Millionen ein.
Die Gates-Stiftung verfügte, der Meldung nach, Ende 2005 über ein Vermögen von
35 Milliarden Dollar. Und Geld vermehrt sich ja bekanntermaßen: Im Juni 2006
soll Warren E. Buffett, nach Gates der zweitreichste Mann der Welt, das Vermögen
um weitere 31 Milliarden Dollar aufgestockt haben.
Mit diesem Vermögen erreicht die Gates-Stiftung ein Finanzvolumen, das größer
ist, als das Bruttoinlandsprodukt, das 70 Prozent der Staaten der Erde erreichen
können. Und – der Nutzeffekt darf ja nicht zu kurz kommen – da die Stiftung
jährlich grade mal 5 Prozent ihres Vermögens für humanitäre Zwecke ausgibt,
fallen praktisch keine Steuern an. Der Rest des Vermögens, also satte 95
Prozent, wird gewinnbringend (und wohl eben nur unter diesem Blickwinkel)
investiert.
Das Geld geht dabei an Konzerne, die in den USA und Kanada als schlimmste
industrielle Umweltverseucher gebranntmarkt sind, wie etwa ConocoPhillips, „Dow
Chemical“ und „Tyco International“. Ein weiterer Geldanteil, so das Zitat aus
der „Los Angeles Times“, ging ausgerechnet an die Pharmakonzerne, die den Armen
der Welt Aids-Medikamente vorenthalten, weil diese sie nicht bezahlen können.
Also, ich darf gar nicht darüber nachdenken, welchen Einfluss eine Stiftung, die
über derartige Summen verfügt, auf derartige Unternehmen ausüben könnte, wenn
sie nur wollte. Ein trauriges Bild, Herr Gates.
Mit nicht gestiftetem Gruß
Torsten Kieslich